Regionale Lebensmittel-Lieferservices erleben eine Renaissance: Als Tante-Emma-Läden auf Rädern belächelt, schließen sie heute eine wichtige Versorgungslücke auf dem Land. Ein Interview mit Sebastian Pütz, Geschäftsführer vomTraditions-Lieferservice eifelfrisch, der trotz Corona-Krise kräftig in sein Unternehmen investiert.
Neues Logo, neue Webseite, neue Verkaufswagen und Online-Shop – was hat Sie dazu motiviert?
Sebastian Pütz:
Unseren Lebensmittel-Lieferdienst gibt es seit mehr als 40 Jahren. Da war es an der Zeit, mal über Konzept, Strategie und Außenauftritt nachzudenken. Wir haben uns weiterentwickelt und passen uns mit unserem Service heutigen Kundenbedürfnissen an. Als innovatives Unternehmen möchten wir auch als solches wahrgenommen werden.
Doch trotz neuem Auftritt bleiben wir unserem Anspruch treu und fokussieren uns nach wie vor auf frische, ausgesuchte Lebensmittel, überwiegend aus der Eifel und der Region.
Der Slogan „AUS GUTEM GRUND“ ist ein Bekenntnis zur Herkunft und bringt unsere besondere Verbundenheit zur Eifel zum Ausdruck.
Hat sich das Konsumverhalten durch Corona aus Ihrer Sicht verändert?
Sebastian Pütz:
Seit Beginn der Pandemie nehmen wir einen verstärkten Zulauf von Menschen wahr, für die der nächste Supermarkt nicht gerade um die Ecke liegt. Dazu gehören natürlich vor allem ältere Menschen, deren Mobilität eingeschränkt ist und die kein eigenes Fahrzeug besitzen. Aber auch immer mehr junge Familien und Single-Haushalte nutzen verstärkt unser Angebot. Erst waren es nur die hoffrischen Eier und das backfrische Brot, das sie bei uns am Wagen gekauft haben.
Dann aber waren sie überrascht, was wir noch so alles Gute an Bord haben. Seit dem sehen unsere Fahrerinnen und Fahrer mehr jüngere Gesichter an unseren Fahrzeugen. Was uns sehr freut. Damit beweisen wir, dass vor allem in ländlichen Gebieten mobile Lebensmittellieferanten wie wir ein Garant für eine zuverlässige Lebensmittelversorgung sind – gerade in der heutigen Zeit. Ich bin überzeugt, dass sich das Konsumverhalten auch nach Corona verändern wird. Das Bedürfnis, sich zu Hause beliefern zu lassen, wird sich aktuell fortsetzen und wir wollen mit eifelfrisch unseren Beitrag dazu leisten.
Wie wollen Sie sich gegen die Angebote der großen Lebensmittelketten behaupten?
Sebastian Pütz:
Die großen Supermärkte haben zwar ein viel größeres Angebot, klar. Aber darum geht es uns nicht. Wir können und wollen gar nicht alles anbieten, sondern eine Nische für Besonderes besetzen, das es nicht an jeder Ecke zu kaufen gibt. Wir konzentrieren uns auf ausgewählte Produkte, die durch absolute Frische, Qualität und regionale Herkunft überzeugen.
Ob das Wurstwaren, Fleisch, Obst und Gemüse oder Milch- und Käsespezialitäten sind: immer mehr Menschen legen großen Wert darauf zu wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen und was drin ist.
Auch Nachhaltigkeit, kurze Transportwege und vor allem der persönliche Kontakt sind uns dabei wichtig. Alle unsere Verkäuferinnen und Verkäufer haben einen sehr guten Kontakt zu den Kundinnen und Kunden. Da ist auch gerne mal Zeit für einen Plausch und den neuesten Tratsch. Menschlichkeit gibt es bei uns auch frei Haus.
Stichwort Nachhaltigkeit: Welchen Stellenwert hat dieser bei eifelfrisch?
Sebastian Pütz:
Einen existenziellen: Unser Geschäft ist auf Nachhaltigkeit aufgebaut, auch Tierwohl spielt bei uns eine übergeordnete Rolle. Wir nehmen nur nachhaltig produzierte Lebensmittel von regionalen Anbietern ins Programm, die wir persönlich kennen und die unser vollstes Vertrauen genießen. Das sind keine industriellen Großproduzenten, sondern kleine Betriebe oder Hofläden, die mit Respekt gegenüber Natur und Tier Lebensmittel von höchster Güte und Qualität erzeugen.
Das sieht man – und das schmeckt man auch. Und bei uns gibt es auch keine Lebensmittelverschwendung wie beim Discounter oder Supermarkt. Unsere Lieferwagen werden von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Bedacht bestückt,sodass sie nahezu leer wieder bei uns ankommen. Hierzu haben wir in ein voll digitales und papierloses Bestellsystem.
investiert, das unsere Verkäuferinnen und Verkäufer dabei unterstützt, die benötigten Produkte und Mengen für die einzelnen Routen und Tage zu berechnen und zu kommissionieren. Eine Maßnahme, die uns ebenfalls hilft, Retouren und Lebensmittelabfälle zu vermeiden.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Sebastian Pütz:
Vor allem die Digitalisierung vorantreiben. Denn auch wenn unser Hauptgeschäft weiterhin analog, von Mensch zu Mensch, ausgerichtet sein wird, können auch wir und unsere Kunden von moderner Technik profitieren. Dazu gehört der kontinuierliche Ausbau unseres Online-Angebots inklusive Shop, sowie eine digitalisierte Routenplanung. Das spart Zeit und schont zudem die Umwelt.
Außerdem wollen wir die Marke eifelfrisch weiter ausbauen und über die bestehenden Liefergrenzen hinweg bekannt machen. Wir möchten auch unser Sortiment ausweiten. Dazu stehen wir mit verschiedenen Produzenten und Landwirten der Region in Kontakt und prüfen verschiedene Partnerschaften.
Sicherlich wird auch der Bio-Bereich zunehmend wichtig für uns. Außerdem spielen wir mit dem Gedanken, unsere Produkte im Abo anzubieten, also wöchentliche oder monatliche Lebensmittelpakete zu schnüren, regionale Rezepte inklusive. Wir werden unser Social-Media-Angebot professionalisieren, um mit unseren Kundinnen und Kunden im direkten Dialog zu bleiben. Unseren digitalen Service erweitern wir auch nach und nach.
Wie kann ich erfahren, ob eifelfrisch auch in meiner Nähe ist?
Sebastian Pütz:
Auf unserer neuen Webseite finden Sie nicht nur alle wichtigen Informationen über uns. Auch unsere Lieferorte mit Wochentag und Zeit können Sie schnell ermitteln. Unser Liefergebiet erstreckt sich über das Saarland, Trier, den Hunsrück, Köln, die Eifel und entlang der Grenze zu Luxemburg.
Da kommen wir praktisch bei jedem irgendwann vorbei. Und wenn nicht, können Sie sich einfach bei uns melden: Für unsere Kunden machen wir gerne auch einen kleinen Abstecher!
Außerdem haben wir ja noch unseren Online-Shop, in dem Sie nach Herzenslust einkaufen können.